Zieger Zeilen (KW 33)
Mein Lieblingszitat! Seit vielen Jahren. Quelle Bayerischer Rundfunk. Genauer BR24, der Nachrichtenkanal. „Pünktlich zur Ferienzeit ist Tanken wieder besonders teuer. Das liegt am gestiegenen Ölpreis, aber auch am überhöhten Preisniveau an den Tankstellen.“ Von Ferien merke ich aber gerade nichts. Gut, gemeint sind die Schulferien. Aber die sind in Nordrhein-Westfalen längst vorbei. Und auch in einigen anderen Bundesländer beziehungsweise sind sie an diesem Wochenende vorbei. Also pünktlich zum Ferienbeginn.
Das ist ein Reflex. Ich sollte andere Zeitungen lesen. Obwohl. Meine Kölnische Rundschau berichtete gestern über erhöhte Benzinpreise, aber mit einem anderen Titel. „Kartellamt sieht keine Preistreiberei beim Sprit.“ Leider nur in der gedruckten Ausgabe. Aber so ähnlich titelt auch n-tv: „Bundeskartellamt: Vorwürfe der Preistreiberei an deutschen Tankstellen entkräftet.“ Wohltuend in der Sprache wird in beiden Artikeln erklärt, warum die Benzin- und die Dieselpreise steigen. Mundt empfiehlt, normale Reflexe und Tank-Apps zu nutzen. Dafür sind wir alle mit unseren Tankstellen in den einschlägigen Apps vertreten, um die Verbraucher zu informieren.
Mundt wird sehr deutlich: „Die aktuellen Preissteigerungen bei E5 und E10 folgen nach Abzug der Steuern weitgehend der Entwicklung des Rohölpreises. Seit Juli verzeichnen wir bei Rohöl Preissteigerungen um knapp 14 Prozent, unter anderem wegen Angebotskürzungen in den Lieferländern." Und näher geht er auch auf die Dieselpreise ein, die noch ein wenig mehr angestiegen sind. Ein schönes Zitat aus der „Zeit“, die sich auch mit diesem Thema beschäftigt: „Die Gründe für die Preissteigerungen bei Diesel sind eher nicht bei den Tankstellen zu suchen“, sagte Mundt. Seit dem Russland-Embargo erschließe sich Deutschland als Importland neue Lieferwege für Diesel, stehe aber in globaler Konkurrenz mit anderen Käufern. „Daraus können sich größere Preisschwankungen ergeben: Bieten andere Standorte höhere Preise, so wird vermehrt dorthin geliefert. Dazu kommen aktuell technische Probleme und Kapazitätsengpässe in hiesigen Raffinerien.“ Folglich fänden die aktuellen Preissteigerungen schon auf Ebene der Raffinerien und des Imports statt.
Wer nach der Lektüre dieser beiden Artikel noch einmal auf den Ausgangsbeitrag zurückkommt, liest zwei verschiedene Artikel. Aber es gibt ja auch unterschiedliche Ferienzeiten. Und dort, wo der BR sitzt, sind ja gerade Ferien. Womit möglicherweise dann auch erklärbar ist, dass Preisanstieg und Ferien jedenfalls nicht miteinander zusammenhängen.
Kompliment an den Kartellamtschef, der klar und deutlich die Schlussfolgerungen aus seinen Sektorenuntersuchungen zieht. Und in einem Punkt war der BR-Artikel auch wieder ehrlich. Benzin und Diesel sollen ja teurer werden. Der Verbraucher soll mehr zahlen.
Jetzt müssten man mal schauen, wie man das mit der Ferienzeit zusammenfügen kann. Vielleicht nutzt man ja die Weihnachtsferien. Ach so. Eine Nachbemerkung. Die Strompreise sind ebenfalls angestiegen – auch wegen Beschaffungsrisiken und anderer Beschwernisse. Aber sie sind noch nicht wirklich gesunken. Wer die Zeilen der vergangenen Woche noch im Kopf hat, erinnert sich an die guten Zahlen von RWE. Vielleicht sind die Strompreise ja vom Ferienkalender unabhängig. Wir werden es sehen, wenn mehr Stromer in den Urlaub fahren.
Und wer Spaß hat, versucht es ja mal mit modernen Legenden oder Märchen. Der Benzinpreis und die Ferienzeit haben es noch nicht geschafft. Vielleicht wird’s ja mal. Welche schon dabei sind, können Sie hier nachlesen. Viel Spaß.
Ihr
Stephan Zieger