E-Fuels? Auch Öl kann Grün –
Wie funktioniert das eigentlich?


Wer heute die Zeitungen aufschlägt, Magazine liest oder sich im Fernsehen informiert, der erhält den Eindruck, das elektrische Zeitalter bei der Mobilität sei ausgebrochen und unabänderlich auf dem Weg. Das Ende des Verbrenners – so die Bezeichnung für Autos, die mit flüssigen oder gasförmigen Kraftstoffen betrieben werden – sei nur noch eine Frage der Zeit.

Das Lieblingsdatum dabei ist das Jahr 2030, das andere ist das Jahr 2040. Staaten wie Frankreich oder Großbritannien haben bereits ähnliche Beschlüsse vorbereitet. Die Politik und selbst die Autokonzerne treiben das Thema Elektromobilität massiv nach vorne, als ob es keine wirkliche Alternative gebe. Wer unbedarft die vielen Nachrichten liest, hat das Gefühl, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Verbrenner verschwunden sind und die E-Mobile auf unseren Straßen dominieren.

Tatsächlich existieren in Deutschland ca. 46 Millionen Verbrenner und nur knapp 37000 Elektromobile. Vom Ziel für 2020, eine Million Elektroautos auf unseren Straßen zu bringen, sind wir noch weit entfernt. Vergessen werden die vielen logistischen, technischen und gesellschaftlichen Probleme bei der Elektromobilität. Allenfalls das Wasserstoffauto kann in den öffentlichen Darlegungen das Thema Elektromobilität noch übertreffen. Aber auch Wasserstoff ist zurzeit noch kein wirtschaftliches Thema.

Tatsächlich kann aber auch Öl „Grün“. CO2-neutrale Mobilität ist auch mit flüssigen Kraftstoffen möglich und das verblüffend einfach. Die flüssigen Kraftstoffe, mit denen CO2-neutrale Mobilität möglich ist, sind sogenannte E-Fuels. E-Fuels sind synthetisch hergestellte Kraftstoffe. Bei ihrer Herstellung wird im ersten Schritt mittels Elektrolyse Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt. Im nächsten Schritt wird der Wasserstoff mit CO2 „methanisiert“.

Das entstandene E-Gas könnte theoretisch bereits getankt werden. Das zu verwendende CO2 kann entweder aus der Luft ausgewaschen oder bei Verbrennungsprozessen industrieller Art getrennt und gelagert werden. Um E-Fuels herzustellen, verflüssigt man das E-Gas beispielsweise nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren.

Es kann anschließend in der Raffinerie zu Diesel oder Benzin umgewandelt werden. Jedes dieser Verfahren erfordert eine hohe Menge an Strom. Für eine CO2-neutrale Klimabilanz muss ausschließlich erneuerbare Energie (Wasser-, Wind- oder Sonnenenergie) benutzt werden. Damit ist Deutschland zunächst einmal als großer Produktionsstandort ausgeschlossen. Produziert werden kann aber dort, wo erneuerbare Energien in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen.

Hierfür kommen vor allem Standorte mit besseren Wind- und Sonnenbedingungen außerhalb Europas in Betracht, wo die E-Fuels dann produziert würden. Nach Europa würden sie genauso wie heute das Öl gelangen. Auch der Transport sollte auf CO2-neutraler Basis erfolgen können.

Der Vorteil dieser E-Fuels ist, dass vorhandene Infrastruktur – angefangen vom Transport über Raffination, Lagerung bis hin zu Vertrieb, also die vorhandene Tankstellenlandschaft – übergangslos genutzt werden kann. E-Fuels können schrittweise in die Infrastruktur eingespeist werden, ohne dass große Änderungen notwendig sind. Die Produkte E-Diesel und E-Benzin sind leicht zu lagern und zu transportieren. Die Tankstellen sind da.

Das unterscheidet E-Fuels von der Elektromobilität, bei der eine große Infrastrukturanstrengung notwendig ist.

Die Mineralölbranche, angefangen beim MWV (Mineralölwirtschaftsverband e.V.), dem IWO (Institut für Wärme und Oeltechnik e.V.) über die UNITI (Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e.V.) bis hin zum bft-Dachverband MEW (Mittelständische Energiewirtschaft Deutschland e.V.), haben gemeinsam eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen.

Auftragnehmer für diese Studie ist die Prognos AG, die den ersten Teil der Studie nun geliefert hat. Dem Prognos-Gutachten zufolge werden sich die Kosten für die Produktion von E-Fuels mittelfristig erheblich reduzieren lassen. Das verlangt noch massive Anstrengungen, die nach dem Prognos-Gutachten allerdings zu bewältigen sind. Die Forderung der Branche an die Politik lautet daher, technikoffene Emissionsreduktionsziele vorzugeben. Dann lohnt sich die Anstrengung für alle Beteiligten und der für die Verbraucher und Branche unschätzbare Vorteil einer vorhandenen, optimalen Infrastruktur kann genutzt werden.  

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