Zur Übersicht

Ziegers Zeilen (KW 5)

Wie steht's um die E-Fuels? Das darf man angesichts einer ausführlichen Meldung in der gedruckten FAZ vom 1. Februar 2024 fragen. Leicht gekürzt findet man den Beitrag auch in der Online-Version. Die FAZ überschreibt den Artikel mit „Bleibt das Verbrenner-Aus?“. Im Text wird erläutert, dass die von Volker Wissing im März 2023 erzwungene Zusage einer Prüfung mit Perspektive so anspruchsvoll gewesen wäre, dass sie keine echte Perspektive für den Verbrenner gewesen wäre. Die FAZ wörtlich: „Sie hätten damit letztlich kritischere Klimaschutzvorgaben zu erfüllen gehabt als Elektroautos.“ Und ganz brutal als nächstes: „Für den Strom, mit dem diese geladen werden, gibt es keinerlei Vorgaben. Er kann auch zu 100 Prozent aus Kohleenergie kommen.“

Jou, so ist das. Wir hatten es schon in der letzten Woche beim Thema CO2-Werte gesagt. Das wirkliche Problem in der EU ist, dass man gar kein Interesse an einer Lösung hat. Die FAZ kommentiert diese Haltung auch in einem Kommentar auf der ersten Seite des Wirtschaftsteils (und leider hinter der Bezahlschranke): „Planungssicherheit sieht anders aus.“ Die Entscheidung (m. E. Nicht-Entscheidung) „ist ein Schlag für alle Unternehmen, die nicht vorbehaltlos auf die Elektromobilität setzen wollen. Deren Zahl wächst.“

Die FAZ kritisiert, dass die Konzerne bis mindestens Mitte 2025 im Ungewissen bleiben, wohin die Richtung geht. Dies hatten wir bisher – nicht von der FAZ – anders gehört. Im Gegenteil, immer war gewarnt worden, nicht zu sehr von E-Fuels zu sprechen, dass verzögere die Entwicklung der Elektromobilität, behindere sie gar.

Darüber berichtet auch der „Standard“ aus Österreich. Die Österreicher hatten verschiedentlich signalisiert, dass sie die deutsche Position teilen wollten. Österreich ist nach Ansicht des dortigen Bundeskanzlers Nehammer (ÖVP) ein Autoland. Und Nehammer setzt auf Technologieoffenheit. Und er bringt einen interessanten Begriff in die Diskussion: den „grünen Verbrenner“. Diese Begrifflichkeit wollen wir ab jetzt gerne verwenden.

Die Diskussion wird vor den Europawahlen nicht abgeschlossen werden. Denn die amtierende Kommission will keinen Verbrenner. Einen Grünen erst recht nicht. Damit wird es sicherlich bis Anfang 2025 dauern, bis das Thema erneut bearbeitet werden kann. Und weil es so schön ist, haben wir für 2026 und 2027 noch die Review-Klauseln. Auch dann wird über E-Fuels diskutiert. In China und den USA wartet man nicht so lange. Beide Länder zeigen sich technologieoffen. Bitter nötig auch hier.

Unabhängig davon wollen wir das Schlusswort oder Fast-Schlusswort jemand anderem geben. Nicht Ralf Schumacher, der sich von Sebastian Vettel inspiriert am heutigen Tage für E-Fuels im Rennsport ausspricht. Aber immerhin. Die Diskussion geht weiter.

In der FAZ von gestern konnten Sie über die Gedanken von Martin Daum, dem Chef von Daimler Truck, über die ungleiche Behandlung von alternativen Antriebsarten lesen. Trotz eines Vorsprungs bei elektrischen Antrieben auf Langstrecken sinniert der Daimler-Truck-Chef darüber, ob es sinnvoll ist, reine Batterietechnik auf Langstrecken einzusetzen oder ob es nicht bessere, effizientere Lösungen gebe. Er spekuliert über Wasserstofftechnologien, die das Unternehmen Daimler auch im Dauerbetrieb beherrscht. „Wir sind extrem begeistert“, sagt er. 

Aber ganz wichtig ist ein Satz, der sich mir eingeprägt hat: „Beim Wasserstoff müssen wir über jedes Molekül darüber Rechenschaft ablegen, ob es mit Braunkohle oder mit regenerativer Energie erzeugt wurde. (…) Im Volksglauben ist Strom immer gut. Noch nie habe ich Rechenschaft darüber ablegen müssen, ob das, was aus der Steckdose kommt, eventuell mit Braunkohle gewonnen wurde.“

Darüber lohnt es sich, einmal nachzudenken.

Schlusswort: Heute am 2. Februar ist Murmeltiertag. Sie erinnern sich an den Film mit Bill Murray aus den achtziger Jahren: „Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Vielleicht kann das Murmeltier ja auch eine Vorhersage zu den E-Fuels machen. Beim Wetter hat das Murmeltier eine Quote von 50 Prozent. Sprachwissenschaftler Michael Werner erläutert gegenüber dem Südwestrundfunk, dass der Brauch aus der Pfalz kommt und eigentlich am 4. Februar gefeiert werden müsse. Geht aber nicht, denn dann ist „Danke-einem-Briefträger-Tag“.

Wenn Sie einen anderen Tag feiern wollen: Es gibt noch Auswahl.

Schönes Wochenende!

Stephan Zieger

Zum Anfang