Ziegers Zeilen (KW 16 - 17)
Verbrenner-Aus und E-Autos, auf ein Neues
In der gedruckten Ausgabe der Kölnischen Rundschau und in der Online-Ausgabe der Neuen Osnabrücker Zeitung sinniert Tobias Schmidt, Autor und Korrespondent bei der NOZ, über das Verbrenner-Aus. Anlass seiner Überlegungen ist die gerade stattfindende Automesse in Shanghai. Schmidt zeigt sich besorgt über die Stagnation des E-Auto-Markts in China. Noch immer, so seine Feststellung, kauft jeder zweite Autokäufer in China einen Verbrenner. Und auf dem Vormarsch seien Zwitter, also Autos, die neben Strom auch Kraftstoffe brauchen. Das Verbrenner-Aus in China sei noch nicht absehbar. Mindestens wird es dauern.
Ähnlich sieht es Oliver Blume, Chef von Volkswagen. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung, spricht er sich ausdrücklich nicht für ein Verbrennerverbot aus. Er mahnt ein Zusammenspiel an. Rahmenbedingungen müssten stimmen und immer wieder abgestimmt werden. Blume mahnt „Prüfpunkte“ an. Auf die Frage ob es ein EU-Verbrennerverbot braucht, antwortet er: „Wir alle tragen Verantwortung für die Dekarbonisierung. Ich denke da in Chancen, nicht in Verboten. Am Ende entscheidet der Kunde. Wenn alle Rahmenbedingungen gegeben sind, wird die E-Mobilität erfolgreich sein. Wir brauchen auf dem Weg dorthin immer wieder Prüfpunkte, die sich an den Realitäten orientieren, wie schnell sich die E-Mobilität verbreitet. Und gegebenenfalls braucht es politisch flexible Übergangszeiträume.“
Damit kommen wir zurück zu Tobias Schmidt. Er fürchtet, dass „wenn der E-Auto-Markt im Reich der Mitte stagniert, könne das nicht nur für VW zum Desaster werden. Jeder Liter verbrannter Sprit trägt schließlich zur Erderwärmung bei. Der Sinn von Stromwagen ist es ja, den verheerenden Temperaturanstieg zu bremsen, ohne auf das Autofahren verzichten zu müssen. Und wenn es die Chinesen nicht hinbekommen, wer dann?“
Hier hätten wir ja eine Antwort. Synthetische Kraftstoffe. Wir sind nahe an Blumes Position. 2025 und 2026 sind jetzt entscheidende Jahre. Jetzt müssen die entscheidenden Weichen gestellt werden. Renge-Extender, Plug-in-Hybride und Verbrenner brauchen die synthetischen Kraftstoffe. Und die Millionen Verbrenner auf unseren Straßen. Und die Synthetischen brauchen Rahmenbedingungen und Sicherheit. Die sollten jetzt auf den Weg gebracht werden. Am Weißen Sonntag hat Friedrich Merz angekündigt, dass die neue Regierung auf dem Weg ist. Und nach seiner Wahl zum Bundeskanzler mit dem Regieren anfängt. Zeit wär´s schon.
Und weil es so schön ist, noch ein paar Zeilen um meinen Lieblingsaufreger um die Ostertage. Da gab es den Beitrag von Jörg Kachelmann über die Luftverschmutzung von Osterfeuern. Der Wetterexperte hatte in einem Interview mit der Märkischen Allgemeinen mit den Osterfeuern abgerechnet. Sie seien eine der schlimmsten Feinstaubquellen, gefährlicher als ein Jahr Dauer-Rennstrecke und Symptom einer Wohlstandsverwahrlosung.
Kachelmann wörtlich: „Osterfeuer sind zwar eine einmalige Sache im Gegensatz zum Dauerwaldbrand über den ganzen Winter – wenn allerdings der Dreck aus den Osterfeuern bei einer kühlen Wetterlage auf eine hohe Grundverschmutzung führt, kommen wir dann schnell auf Dreckluft auf indisch-chinesischem Niveau, zumal bei Osterfeuer auch öfter Müll verbrannt wird. Das dabei entstehende Supergift Dioxin ist eines der Dinge, mit denen wir dadurch zu tun haben.“ Kachelmann outet sich im Interview nicht als Freund der Verfeuerung von Holz. Das ist nicht neu. Aber jetzt sehr drastisch. „Wir werden durch den Boom des Waldverbrennens einen Knick in der Lebenserwartung sehen, über den Politiker in zehn Jahren eine Überraschung vortäuschen und lügen werden, dass ihnen das niemand erzählt hätte.“
Es hat zum Glück geregnet in den Tagen nach Ostern. Die Bauern hatten darum gebeten. Und einige Meteorologen in den Nachrichtensendungen auch. Danach war die Luft wieder sauber. Jedenfalls vom Feinstaub aus den Osterfeuern.
Vom Staub, den Kachelmann aufgewirbelt hat wohl noch nicht. Das Redaktionsnetzwerk hat nachgefragt. Und Antwort bekommen. Aus dem niedersächsischen Umweltministerium heißt es: „Die Feinstaubbelastung ist seit Jahren auf niedrigem Niveau.“ Osterfeuer würden keine Überschreitungen dieser Grenzwerte verursachen. Die Tage, an denen der Feinstaubgrenzwert überschritten werde, seien kontinuierlich seit Jahren zurückgegangen. Der Alarmismus des Experten also unnötig.
Damit wäre das Thema erledigt. Was den Wetterexperten geritten hat, die Osterfeuer zu verdammen, darüber darf jeder eine Meinung haben. Der aufgewirbelte Staub ist verschwunden, wie der Staub der Osterfeuer in der Osterwoche.
Wenden wir uns lieber wichtigeren Dingen zu. Dem Schutz des Klimas und den synthetischen Kraftstoffen.
Eine schöne Woche nach der österlichen Ruhepause,
Stephan Zieger