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Ziegers Zeilen (KW 2)

Wie geht's Ihnen nach der Jahreswende? Sind Sie im Jahr 2024 schon angekommen? Nach knapp zwei Wochen eine berechtigte Frage. Oder verschreiben Sie sich auch noch bei der Jahreszahl? Und noch etwas: Noch nicht einmal das Wetter ist 2024 besser geworden als 2023. Außer vielleicht die bisschen Sonne aus den letzten beiden Tagen. Nachhaltig war das aber noch nicht. Es ist schon wieder durchwachsen. Oder wie wir in Zeiten der Klimawende sagen würden: Wir haben Dunkelflaute. 71.000 MWh verbrauchten wir heute Morgen um 9.00 Uhr. Davon waren knapp 17.000 MWh aus nachhaltiger Erzeugung. Mag sein, dass sich da heute noch etwas verbessert hat. Wir werden es im Blick behalten.

Das machen wir auch deswegen, weil zum Jahresende stolz auf das Erreichte geblickt wurde. Das Erreichte war ein weiterer Ausbau der Erneuerbaren. Solar erreicht. Windkraft außer in Norddeutschland noch mit deutlichen Schwächen. Da reicht es schon aus, wenn es nicht so richtig hell wird und der Wind an der falschen Stelle weht.

Aber darüber wollten wir heute gar nicht reden. Auch nicht über die Streiks und Blockaden bei der Bahn und in der Landwirtschaft. Das ist ein Megathema. Die Bahner machen das, was gute Gewerkschafter halt machen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Sie streiken. Und weil es halt nur einen Fahrer pro Lokomotive gibt, können sie das sehr effektiv machen. Für das Thema Landwirtschaft sind diese Zeilen zu kurz. Außerdem gibt es ganz bestimmt klügere Köpfe. Aber irgendwie berührt es unsere Lieblingsthemen dann doch: Lenkungswirkung, Kraftstoffe und Elektromobilität.

Bleiben wir beim Thema Kraftstoffpreise. Was macht denn der Benzinpreis nach der Jahreswende? Er geht nach oben. Natürlich. Gefühlt immer. Gestiegen ist die CO2-Abgabe. Planmäßig hat sich Benzin um etwa 4,3 Cent je Liter verteuert, Diesel um 4,7 Cent. Dann wäre der Preissockel schon ein wenig teurer. Und der Produktpreis käme oben drauf. Hat er aber nicht wirklich getan. Nur gemerkt hat es kaum jemand.

Das betrifft aber nicht den Preis an der Säule, sondern den Preissockel für die Produkte, die den Warenwert um die staatlichen Abgaben erhöhen. Also im Moment kein Anlass zur Klage. Anlass zur Klage hatte aber die Strombranche. Schon am 2. Januar 2024 hatte einer, der es wissen muss, in der Rheinischen Post folgendes zu Protokoll gegeben: „Der Chef des Energiekonzerns E.on, Leonhard Birnbaum, hat die Verbraucher im neuen Jahr auf steigende Energiepreise eingestellt. ‚Strom und Gas drohen nach den bisherigen Preissenkungen ab 2024 möglicherweise wieder teurer zu werden‘, sagte Birnbaum der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post.“ Als Gründe dafür nannte er die Erhöhung von Mehrwertsteuer und Netzentgelten, welche die Versorger an ihre Kunden weitergeben würden. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Spricht da nicht selber ein Versorger? Er warnt vor sich selbst, dass er die teuren Preise der Versorger weitergeben müsse. Oder wie ist das gemeint? Am gestrigen Tage haben wir die Antwort gelesen. Die WAZ berichtet mit großen Buchstaben das hier: E.ON-Kunden aufgepasst! Der Energiekonzern aus Essen zieht die Preise drastisch an. Das hat der Chef dann wirklich richtig vorausgesehen. Ein kluger Kopf …

Übrigens: Mit der Erklärung, warum der Netzausbau nicht hilft, sind wir beim Eingangsstatement unserer Zeilen angekommen. Zitat aus dem Bericht in der Zeit: „Strom durch erneuerbare Energiequellen hat laut Birnbaum wenig Einfluss auf die Preise: Zwar koste die Stromerzeugung durch Wind und Solar vergleichsweise wenig, aber die Absicherung für windstille dunkle Tage durch Speicher oder neue Gaskraftwerke erhöhe dennoch die Kosten der Versorgung insgesamt.“ Zeit für eine Strompreisbremse. Und für eine Kraftwerksstrategie. Das jedenfalls fordert die Strombranche.

Für die E-Mobilität sehen wir da schwarz. Jedenfalls von der Kostenseite aus. Dabei ist die Energiesteuer doch vergleichsweise niedrig. Wir enden am heutigen Tage mal mit der kräftigen Forderung: Lasst die E-Fuels und die anderen synthetischen Kraftstoffe von der Leine. Flüssig kann es einfach besser. Auch bei den Erneuerbaren und bei der Molekülwende.

Schönes Wochenende! Und beim nächsten Mal legen wir wieder mehr Wert auf den gedämpften Ton. Außerdem wollen wir Ihnen dann erklären, warum die Chinesen sich mit dem Bau von riesigen Schiffen für den Transport von Fahrzeugen befassen. Aber dazu in der kommenden Woche mehr.

Ihr Stephan Zieger

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