Ziegers Zeilen (KW 36)
Neue steuerliche Förderung für Elektroautos - Vielleicht wäre eine Atempause sinnvoller!
Nach dem Stopp der staatlichen Förderung ist der Absatz von (...) autos eingebrochen. Dazu kommt, dass die Lage deutscher Hersteller angespannt ist (…) Die Bundesregierung plant eine staatliche Unterstützung, um den Absatz (…) wieder anzukurbeln. Um welche Autos es geht? Natürlich geht es um Stromer. Das haben Sie natürlich gemerkt. Selbst Klammern und Punkte können da nicht helfen. Der Stromer ist und bleibt ein Sorgenkind. Vielleicht ändert sich das ja endlich. Die Berichte beispielsweise in Wirtschaftswoche und Münchener Merkur zeigen ein sehr ambitioniertes Programm auf.
Die Vergünstigungen für Unternehmen bis zum Jahr 2028 sollen sich auf 650 Millionen Euro belaufen. Dabei konzentriert man sich auf zwei Maßnahmen. Steuerliche Abschreibungsregeln bis 40 % des Fahrzeugwertes im ersten Jahr des Kaufs und ein Anheben der Grenze der Dienstwagenbesteuerung für E-Fahrzeuge. Dabei wird der sogenannte Deckel für den Brutto-Listenpreis von 70.000 Euro auf 95.000 Euro angehoben werden. Weiterer Effekt: Die jetzt gekauften steuerlich begünstigten E-Fahrzeuge kommen dann in spätestens drei Jahren auf den Markt und beleben dann den Gebrauchtfahrzugmarkt. Das begrüßt die Politik. Anderes war ja auch nicht zu erwarten, denn sie wollen es so beschließen. Auch der VDA ist froh. Steht jedenfalls in den Zeitungen.
Diejenigen, die die Autos ab 2028 abgeben werden sich dann ein neues Elektroauto kaufen. Das hofft man. Zitierfähig ist das nicht, aber zumindest logisch. Denn das liegt nach 2028. Und damit kommt man dem eigenen Ziel näher: Bis zum Jahr 2030 sollen 15 Millionen reine Elektro-Pkw auf Deutschlands Straßen fahren. Um das zu erreichen, müssten ab sofort täglich 5500 E-Fahrzeuge neu zugelassen werden.
Nur, es fehlt an preiswerten Fahrzeugen. Auch mit der Förderung der Stromer wird es weiterhin keinen preiswerten Stromer geben. Die aus Deutschland gibt es noch nicht. Oder nicht mehr. Aber dazu später noch einmal kurz. Franzosen und Italiener bieten etwas. Aber nicht wirklich spürbar. Bei den Chinesen kommt die Strafsteuer auf den auf den Kaufpreis drauf. Vielleicht mindern die steuerlichen Möglichkeiten das ganze etwas. 38 % Strafzoll. Mit der Möglichkeit, über die Dienstwagensteuer etwas zu sparen und 40 % im ersten Jahr abzuschreiben. Die Frage, ob man dann die Strafzölle noch braucht, ist vielleicht etwas zu polemisch. Außer man denkt bei der Förderung an die deutschen Hersteller. Dann stellt sich die Frage, ob der Förderzeitraum sinnvoll ist.
Wir wollen ja nicht jetzt das hohe Lied der synthetischen Kraftstoffe singen. Hier wären die Maßnahmen für eine Molekülwende sicherlich einfacher. Planungs- und Investitionssicherheit und keine Vorurteile. Das wäre zumindest ein Anfang. Vielleicht macht einer der Leser ja mal eine Rechnung. Nicht nur eine über Klimabilanzen sondern auch eine ökonomische. Das wäre nicht schlecht.
Dabei belassen wir es dann für heute. Vielleicht noch eine Bemerkung aus den vorvergangenen Zeilen. Fördermaßnahmen sind sicherlich nicht verkehrt. Sie werden auch wirken. Nur stellt sich die Frage, ob das nicht Ziel und die geplante Förderung auseinanderfallen. Dafür wäre eine Atempause sicherlich nicht schlecht. Aber dann müßte man den Druck von Volkswagen aushalten können.
In dem Beitrag aus der Wirtschaftswoche lesen wir auch einen anderen Rückblick auf die gute alte Zeit, in der es die Förderung für Stromer noch gab. Meistverkauftes E-Modell im Land ist der E-Up, ein Kleinwagen aus der VW-Palette. Das war 2023. Den VW Up gibt es nicht mehr. Einen kleinen Stromer von VW wird es ab 2027 geben. 2026 war zu früh. Möglicherweise musste man bei Volkswagen noch ein bisschen Marktforschung betreiben. Ein Kleinwagen ist vielleicht gar nicht so interessant. Zumindest aus Konzernsicht. Bei Konsumenten nachzufragen verdirbt ja die Planungen und möglicherweise die Margen.
Den letzten Absatz vergessen Sie bitte schnell wieder. Der ist zu polemisch. Die anderen auch. Beim nächsten verspreche ich wieder etwas mehr Feinsinn. Aber mir war heute danach.
Schönes Restwochenende!
Stephan Zieger