Ziegers Zeilen (KW 43)
Vielleicht sind das ja die Boomer, die dann am Ende weniger mobil zu Fuß sind
Die neue Verkehrsprognose ist veröffentlicht. Das Auto bleibt dominantes Verkehrsmittel. Diese Überschrift fiel heute in der Kölnischen Rundschau auf. Und die zweite Überschrift im Beitrag beschäftigte sich mit den Klimazielen. Diese werden wohl verfehlt. Leider steht dieser Artikel nur in der gedruckten Ausgabe der Rundschau. Aber aufgefallen ist er mit schon. Aufgefallen auch deswegen, weil die beiden Überschriften nur scheinbar zusammenpassen. Auto und Klima ist ein großes Thema. Wir wissen ja, nur „elektrisch kann helfen“ und solange das nicht passt, werden Klimaziele halt eben verfehlt. Das steht so in der Zeitung drin. Und wird auch so verbreitetet. Tatsächlich hat die Verkehrsprognose nichts damit zu tun. Sie hilft nur bei diesen Themen: Verkehrslenkung, Verkehrsvermeidung und Planung. Und ja, sie könnte auch helfen bei den Klimazielen. Die Autoren der Planung gehen davon aus, dass die Verkehrsemissionen um rund 77 % sinken werden. Wegen der dann anderen Antriebsarten. Das steht so auch in Folie 12 der Präsentation der Studienersteller. Das reicht aber nicht. Es müssten 88 % sein.
Was das aus unserer Sicht für Folgen hat. In der Pressemeldung des Bundesverkehrsministeriums wird es leise angedeutet. Zitat: „Die Prognose unterstreicht auch die Bedeutung klimafreundlicher Kraftstoffe für die CO2-Reduktion im Straßenverkehr.“ Wir sagen es lauter. Man müsste man die Zahlen nämlich bei den sogenannten Reviewklauseln anwenden. Die stehen für 2026 und 2027 in EU-Verordnungen drin. In beiden Jahren muss geprüft, werden, ob die eingeleiteten Maßnahmen, nämlich das Verbrennerverbot, einmal bei den PKW und dann auch bei LKW genügend sind, um die Klimaziele zu erreichen.
Und noch einmal. Wenn man jetzt schon weiß, dass die Ziele nicht erreicht werden, dann müssten einem doch automatisch diese Klauseln einfallen. Tun sie aber nach den vielen Presseberichten offensichtlich nicht. Und das liegt nicht an der Presse. Deswegen erinnern wir einfach mal daran. Mit einem großen Ausrufezeichen!
Und als Fußnote, weil das Auto ja offensichtlich nicht von der Straße kommt. 2019 sind die deutschen Autos insgesamt 917 Milliarden Kilometer gefahren. 907 Milliarden Kilometer werden es im Jahre 2040 sein. Das ist gerade mal 1 Prozent weniger. Eisenbahn, ÖPNV, Flugzeug, Helikopter und Fahrrad nehmen zu. Das ist wichtig für die Investitionen im Verkehrsbereich. Aufgefallen ist uns, dass neben den PKW es nur einen anderen Verkehrsbereich gibt, in dem die Personenkilometer auch noch abnehmen. Das ist der Fußgängerverkehr. Zu lesen auf Seite 7 der Präsentation. Und zahlenmäßig leider nur in der gedruckten Ausgabe der Kölnischen Rundschau. Von 36 auf 34,6. Vielleicht sind das ja die Boomer, die dann am Ende weniger mobil zu Fuß sind. Oder die vielen Onlinedienste. Die bringen das Essen und alles andere auf Rädern. Den Rest machen wir 2040 dann jedenfalls nicht mehr zu Fuß.
Ich werde am Wochenende mal wieder ins Grüne gehen. Mindestens wegen der Statistik.
Schönen Wochenstart
Stephan Zieger