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Ziegers Zeilen (KW 46)

Was uns umtreibt

 

Zwei Dinge treiben uns an diesem Wochenende um. Der Stromer für 20.000,- Euro und die E-Fuels. Beginnen wir mit den Stromern. Bei der Lektüre der Kölnischen Rundschau fiel uns ein Beitrag mit der Überschrift „Wo bleibt der „echte“ E-Volkswagen? Warum der 20.000-Euro-VW auf sich warten lässt“ auf. Online finden wir ihn auf der Seite der Neuen Osnabrücker Zeitung. 

Wer die „Zeilen“ in den vergangenen Wochen aufmerksam gelesen hatte, der weiß, dass uns genau das nicht unberührt lässt. Volkswagen wollte ihn produzieren, den Stromer unter 20.000 und zuerst 2026 und später dann nach einer Überlegungszeit 2027 auf den Markt bringen. Besser spät als nie. Denkt man und erinnert sich an die große Zeit des Käfers und später an die Zeit des Golf. Das Erfolgsauto Golf setzte Maßstäbe und wurde insgesamt mehr als 30 Millionen Mal gebaut. Am 29. März 1974 war Produktionsbeginn für den Golf I. Das aktuelle Modell ist der Golf VIII. Produziert wird in Deutschland. 

Aber zurück zum Thema. Rundschau und Osnabrücker Zeitung wortwörtlich: „So zitierte die „Automobilwoche“ bereits 2019 den damaligen VW-Chefstrategen Michael Jost, der sagte, VW arbeite an einem E-Citycar für weniger als 20.000 Euro: „Wir wollen ein solches Fahrzeug 2023/2024 auf den Markt bringen.“ Dieser Anflug von Enthusiasmus scheint sich irgendwann verflüchtigt zu haben. Auf die Frage unserer Redaktion, woran dieses Vorhaben denn gescheitert sei, antwortet eine VW-Sprecherin lediglich: „Die Markteinführung eines Einstiegs-Elektrofahrzeugs war nie vor 2027 geplant.“ 

Uns gefällt die Ehrlichkeit der VW-Sprecherin. Uns gefällt nicht die Schnoddrigkeit, mit der sich der ehemalige Konzernchef Herbert Diess präsentiert. „Einen Kleinwagen kann man in Deutschland nicht profitabel herstellen.“ Die Zukunft liegt bei Premium. Das passt auch besser zur Kostenstruktur. Und die größte Chance ist es, die Akkus von Elektroautos als Energiespeicher für überschüssigen Solar- und Windstrom zu nutzen. Hoppla, da verplaudert sich nicht irgendjemand. Herbert Diess war von 2015 bis 2022 eine zentrale Figur bei Volkswagen. Tatsächlich hat Volkswagen bis heute kein Fahrzeug massentaugliches Fahrzeug im Portfolio. Vom Ziel 20.000 Euro ist man weit entfernt. Man muss ihn ja nicht herstellen. Verkaufen könnte man ihn aber. Und auch da liegt Volkswagen weit zurück. 

Zurück zur Herstellung. Zur Diskussion stand eine gemeinsame Plattform mit Renault auf der Basis des Renault Twingo. Das wollte man am Ende nicht. Das Fahrzeug wird es aber auch ohne Volkswagen demnächst geben. Citroen kommt zwar nicht bei 20.000 Euro heraus. Aber immerhin. Sie gehen in die Offensive, Wer aber die Werbung der letzten Tage aufmerksam liest kommt an dieser nicht vorbei: ELEKTROMOBILITÄT IST NICHT LÄNGER NUR ETWAS FÜR DIE ELITE - Schluss mit den Luxuspreisen! Citroën macht mit dem neuen Citroën ë-C3 Elektromobilität für alle erschwinglich. - Und das ohne faule Kompromisse. Hergestellt wird das Fahrzeug in Europa. Der Dacia Spring wird für 17.000 angeboten. Montiert in China. Aber immerhin aus dem Hause Renault, denn zu diesem Haus gehört Dacia.

Die am Anfang gestellte Frage nach dem Volkswagen für unter 20.000 Euro kann zumindest der Konzern nicht beantworten. Aus unserer Sicht mindestens fahrlässig. Nicht nur für den Konzern, sondern auch für die Zulieferer. Auch für die trägt der Konzern eine Verantwortung. Erinnern muss man an daran, dass auch aus dem Hause Volkswagen immer lauter der Hinweis kam, dass die Elektromobilität kaputt geredet würde. Auch wegen der E-Fuels. Zumindest die sind es aber nicht schuld. Wenn die E-Mobilität in Schwierigkeiten steckt, dann weil es an einem schlüssigen Angebot fehlt. Preislich. Inhaltlich. Am Ende deswegen noch einmal das Zitat der VW-Pressesprecherin: „Die Markteinführung eines Einstiegs-Elektrofahrzeugs war nie vor 2027 geplant.“ 

Das zweite Thema geht kürzer. E-Fuels. Eine kluge Studie haben die Forscher von Frontier Economics jetzt vorgestellt. Beigemischt werden E-Fuels bezahlbar und mit dem Hochlauf der Produktion kann man die Beimischquote erhöhen. Wenn man nun E-Fuels dem üblichen Benzin und Diesel in anfangs kleineren Mengen beimischt, steigt die Nachfrage langsam, und die Mehrkosten bleiben im Rahmen. Bei steigender Nachfrage sinken dann die Produktionskosten. Dank der sogenannten Skaleneffekte wird der E-Sprit immer billiger. 

Der Gedanke ist selbsterklärend. Die Herstellung von E-Fuels ist relativ einfach. Zahlreiche Anlagen weltweit zeigen dies. Jetzt gilt es Skaleneffekte zu nutzen. Wir hoffen, dass das Thema bei der Politik ankommt. Es wird Zeit. Das Klima kann kann nicht länger warten. Spätestens mit dem Aufgreifen der Review-Klauseln im Jahre 2026 und 2027 sollte das Thema positiv auf dem Weg sein. 

Schau´n wir mal, was da noch geht. Die Neuwahlen im Februar sind ein Test für diesen Weg.



Schönen Wochenstart

 

Stephan Zieger

 

 

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