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Ziegers Zeilen (KW 47)

Künstliche Intelligenz ist ein Stromfresser allererster Güte

Den Titel „Backöfen laufen heiß“ hätte man beinahe ignoriert. Die Zwischenüberschrift aber lässt aufhorchen. „Künstliche Intelligenz soll fast alles können, kann sie vielleicht auch das Klima killen? Der Beitrag entstammt der FAZ. Leider hinter eine Bezahlschranke, dort aber mit einem noch drastischeren Titel: „Killt KI jetzt auch noch das Klima?

Inhalt des Beitrags ist eine sehr unvorteilhafte Seite der Künstlichen Intelligenz. Sie ist ein Stromfresser allererster Güte. Dem Bericht zufolge schicken sich die Rechenzentren an, das Stromnetz zu überfordern. Nicht das mit den klimaneutralen Energien. Sondern das gesamte Stromnetz. Nur ein paar Zahlen aus dem Beitrag. Google bearbeitet zurzeit neun Milliarden Suchanfragen pro Tag (Nur zur Information: Der Tag hat 24 Stunden, umfasst 1.440 Minuten und das sind 86.000 Sekunden, das sind 104.651,2 Suchanfragen pro Sekunde).

Nutzt Google nun für diese Anfragen Künstliche Intelligenz verbraucht es dafür 29,2 Terawattstunden Strom pro Tag. Die FAZ legt nach und vergleicht. 29,2 Terawattstunden ist der gesamte Jahresstromverbrauch von Irland. Man könnte auch sagen 10 % des Jahresstromverbrauchs von Mexiko oder England oder knapp 6 % des Stromverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland. Nur für Google und nur für die Anfragen.

Das ist heftig. Wir bleiben bei der FAZ. „Rechenzentren sind die Fabriken einer digitalen Ökonomie, die auch in Deutschland wächst. Vor zwei Jahren lag der Stromverbrauch großer Rechenzentren und Colocation-Anlagen in Deutschland bei 17,9 Milliarden Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Fachleute des Borderstep Instituts gehen davon aus, dass deutsche Rechenzentren nach aktuellem Trend im Jahr 2030 mehr als 26 Milliarden kWh benötigen könnten. Mit derselben Menge an Strom würde das Land Luxemburg mehr als vier Jahre lang über die Runden kommen.“ Damit Sie jetzt nicht umrechnen müssen. 26 Milliarden kWh sind 26 Terawattstunden.

Zurück zum Ursprungsbeitrag. McKinsey prognostiziert 150 Terawattstunden Stromverbrauch für KI und Digitalisierung in Europa für das Jahr 2030. Ein amerikanisches IT-Marktforschungsunternehmen namens Gartner kommt zu dem Ergebnis, dass Rechenzentren in den nächsten Jahren um bis zu 160 % wachsen werden. Und für diese Nachfrage reicht der Strom eben nicht. Wörtlich. Mit „kurzfristigen Stromengpässen“ ist zu rechnen und zwar über Jahre. Auch spannend. In den Umweltbilanzen der Technikkonzerne können man das nachlesen. Da steigt der Stromverbrauch aus fossilen Energien. Und im Beitrag kommt es noch härter. Der künftige Präsident Trump hat viele Fans aus dem Silicon Valley. Kohle- und Atomstrom sind „genau sein Ding.“

Und noch einmal Google: In seinem neuesten Umweltbericht legt Google offen, wie stark der Energiebedarf der Rechenzentren und damit der ökologische Fußabdruck in den vergangenen fünf Jahren massiv gewachsen ist. Demnach war Google 2023 für 14,3 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen verantwortlich – 48 Prozent mehr als noch 2019 und 13 Prozent mehr als im Vorjahr.

Wer Google, Bing oder andere bemüht wird weitere Quellen für den unstillbaren Stromhunger der Rechenzentren finden. Laut IEA benötigt eine einzige ChatGPT-Anfrage drei Wattstunden Energie, genügend Strom um einen Raum für eine Stunde mit einer LED-Lampe zu beleuchten. Ein Fazit, dass sich bei Michael Hanfeld in dem Ausgangsbeitrag findet ist kurz und knapp: "Zumindest für die kommenden Jahre könnte sich die KI als Klimakiller erweisen (...)."

Ach so. Darüber wollten wir nicht reden. Meta, das ist der Mutterkonzern von Facebook, Instragram, WhatsApp und anderen. Ebenso stieg der gesamte Wasserverbrauch in Metas Rechenzentren um sieben Prozent. Zur besseren Vorstellung: Es wurden 3.881 Megaliter verbraucht – ein Megaliter entspricht einer Million Liter. Dabei wurden deutlich größere Mengen aus dem Grundwasser entnommen – um 137 Prozent mehr. Wird mehr Strom verbraucht, so geht das Hand in Hand mit einem höheren Wasserverbrauch. (...)

Zurück zum Energieverbrauch und unserem Fazit. Beim Thema "Klima" müssen wir mehr ins Visier nehmen, als nur die klassischen Bereiche. Die große Konferenz in Baku ist vorbei. In jetzt drei Monaten sind Bundestagswahlen. Die Politik braucht einen großen Plan und nicht nur einfache Antworten. Den Plan muss man in den kommenden Wochen anmahnen. Und jetzt kommen wir zu dem kleinen Bereich, den wir mitgestalten. Die Mobilität. Strom wird knapp sein. Grüner noch mehr. All-electric wird mindestens schwierig. Es braucht wirklich auch die E-Fuels.

Michael Hanfeld beendet seinen Beitrag mit dem Hinweis auf die kraftstoffeffiziente Routenplanung bei einer Anfrage auf Google Maps. Wenigstens das kann die KI erzeugen. Quasi als Ausgleich". Das ist besser als das, was mir ein Kollege zuletzt empfohlen hat. Ein Stromer mit Wallbox und einem intelligenten Stromzähler zuhause. Dann kann man den Fahrstrom als Reserve nutzen. Man muss nur aufpassen, dass kein Strom ins Netz geht. Der würde dann für eine stromraubende KI-Anwendung genutzt. Das wäre jetzt nicht intelligent.


Schönes Restwochenende

 

Stephan Zieger

 

 

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